Zinaida Sergeevna unterrichtete Mathematik am Moskauer Institut für Luftfahrt (MAI). Ich habe sie 1979 kennengelernt. Sie war ein ungewöhnlicher Mensch. Es war einfach schön mit ihr. Zinaida Sergeevna strahlte Licht aus, und ihre Gäste konnten sich an seinen Strahlen wärmen… Erst viele Jahre später, Ende der 90-er, erzählte mir Zinaida Sergeevna von ihrer Familie. Peter der Große hatte ihre Vorfahren geadelt. Sie zeigte mir ein Foto ihres Vaters. Welch ein edles Gesicht, der Blick ganz klar!
Kennengelernt haben wir uns 1979. Und Freunde wurden wir nach meiner Winterarbeit als Lawinenwächter zwei Jahre später. Durch die Arbeit in den kirgisischen Bergen, das Überwintern auf der kaum erreichbaren Station, hatte ich Erfahrungen erworben, von denen ich erzählen konnte. Grigorij Solomonovič wollte alles wissen: wie so eine Überwinterung vor sich geht, wie sich meine Sicht auf die Welt nach dem Leben fern von großen Städten, im Hochgebirge, verändert hatte.
Tamara Pavlovna war ein unverzagter, lichter Mensch. Zara Grigor'evna Minc, eine Professorin der Universität Tartu, schrieb ihr: «Die Geschichte — das sind die Menschen, die doch für etwas gelebt haben und nicht nur Marionetten in irgend jemandes Händen waren... Kein bewusstes Leben darf sinnlos verschwinden». Tamara Pavlovna veröffentlichte im Jahre 1997 ihre Memoiren «Menschen in meinem Leben» («Ljudi moej žizni»).
Jurij Michajlovič empfing mich allein, bat mich ins Zimmer. Er fragte, ob ich hungrig sei, und gab mir zu essen. Auf meine Frage, ob ich ihn fotografieren dürfe, fragte er zurück: «Fotografieren Sie Kinder?» Dann rief er seinen Sohn an: «Ich habe Besuch von einem netten Herrn, der Kinder fotografiert. Wir kommen gleich zu euch». Als wir bei seinem Sohn waren und ich Bilder von Jurij Michajlovič mit seinen drei Enkeln aufnahm, bat ich doch noch einmal: «Dürfte ich Sie allein fotografieren?»
Ins «Puschkinhaus» in St. Petersburg kam ich aus Tartu, unmittelbar nach der Begegnung mit Jurij Michajlovič Lotman. Ich ging zum Arbeitszimmer von Dmitrij Sergeevič, und mich empfing seine Sekretärin mit den Worten: «Sie haben 10 Minuten». Um einen Kontakt zu Dmitrij Sergeevič herzustellen, packte ich meine Fotografien aus. Gleich das erste Bild, eine Landschaft von 1986 mit zwei Bäumen, gefiel ihm, und er sagte: «Bitte, signieren Sie das!». Ich schenkte ihm das Bild und begann zu fotografieren